Resolution

Einsatz für Frieden und Freiheit aus Verantwortung für die Zukunft

beschlossen in der Plenarsitzung des Sudetendeutschen Rates am 13. 1. 2024

 

Fast 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird die weltpolitische Lage immer stärker von Krieg, Nationalitätenkonflikten und Massenvertreibungen geprägt. Dies erinnert die Sudetendeutsche Volksgruppe, auch die nachgeborenen Generationen, an ihr eigenes Schicksal und ihre eigene Geschichte. Die Sudetendeutschen sehen sich daher in besonderer Weise gefordert, aus ihrer Verantwortung für die Zukunft heraus für Frieden und Freiheit einzutreten sowie aktiv gegen die Wiederkehr von Nationalismus, totalitären Ideologien, Extremismus, Rassismus und Antisemitismus zu kämpfen.

 

Ganz konkret fordert der Sudetendeutsche Rat, der zur Hälfte aus Repräsentanten der im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien und zur anderen Hälfte aus Vertretern der Sudetendeutschen Landsmannschaft besteht, bei seiner Plenarsitzung am 13. 1. 2024 im Sudetendeutschen Haus in München:

 

1. Ukraine

Deutschland, die Europäische Union und die freie Welt insgesamt müssen alle Kräfte mobilisieren, um das ukrainische Volk in seiner Abwehr gegen den von Russland entfesselten Angriffskrieg mit ausreichend militärischen, humanitären, aber auch politischen Mitteln zu unterstützen. Die Ukrainer verteidigen unter großen Opfern nicht nur ihr Land, sondern alle Europäer. Wladimir Putin darf es nicht gelingen, die Ukraine zu zerstören und Europa zu spalten, um eine Dominanz über unseren ganzen Erdteil zu errichten, wie es sein erklärtes Ziel ist.

 

2. Bergkarabach
Wir sind schockiert über die mangelnde Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit für den von Moskau angeheizten Konflikt im südlichen Kaukasus, der zur Flucht und Vertreibung von mehr als 150 000 Armeniern in Bergkarabach führte. Die Aggression Aserbaidschans gegen die unschuldige Zivilbevölkerung dieses Gebietes darf nicht einfach hingenommen werden. Auch für die Armenier gilt das Recht auf die Heimat, das wir aufgrund unserer historischen Erfahrungen europa- und weltweit einfordern, einschließlich eines international kodifizierten Vertreibungsverbotes. Für das Zusammenleben zwischen verschiedenen Volksgruppen in einem Gebiet, wie es bis zur Vertreibung der Armenier Bergkarabach war, haben wir in unserer Geschichte Modelle wie den Mährischen Ausgleich von 1905 entwickelt. Nach der Vertreibung hat insbesondere der Sudetendeutsche Rat immer wieder Initiativen für ein Volksgruppen- und Minderheitenrecht ergriffen, das die Menschen zusammenführt. Daran gilt es auch im Kaukasus bei der Erarbeitung von Friedenslösungen anzuknüpfen.

 

3. Israel
Die Shoah an 6 Millionen europäischen Juden hängt eng mit unserer mitteleuropäischen Geschichte zusammen. Unter den Opfern waren auch sehr viele jüdische Bürger der böhmischen Länder, ob sie tschechischer oder deutscher Muttersprache waren. Der Sudetendeutsche Rat und die Sudetendeutsche Landsmannschaft haben sich stets zur Mitverantwortung unserer Volksgruppe für die Menschheitsverbrechen des Nationalsozialismus bekannt. Aus diesem Geist heraus verurteilen wir schärfstens das Anwachsen des Antisemitismus in Deutschland, Europa und anderen Teilen der Welt sowie den Überfall der verbrecherischen Hamas-Terroristen auf unschuldige Zivilisten in Israel als grausamen und unmenschlichen Zivilisationsbruch.

 

Wir stehen solidarisch an der Seite des israelischen Volkes sowie der jüdischen Gemeinschaften in aller Welt und rufen die politisch Verantwortlichen in Deutschland, Europa und den USA dazu auf, mit allen vorhandenen Mitteln auf eine nachhaltige Friedenslösung zwischen Israelis und Palästinensern im Nahen Osten hinzuwirken, die das Blutvergießen beendet, das Existenzrecht Israels sowie das Selbstbestimmungsrecht beider Völker gewährleistet.

 

4. Demokratische Fundamente der EU stärken
Die Idee der europäischen Einigung, deren Wurzeln in unserer Heimat liegen, und deren Verwirklichung in der Europäischen Union haben den Europäern im Westen die Freiheit gesichert und sie den Europäern hinter dem Eisernen Vorhang gebracht. Damit wurde ein Modell auch für andere Weltregionen geschaffen. Deshalb rufen wir dazu auf, die kommenden Europawahlen zu nutzen, um Nationalismus und National-Egoismus zurückzudrängen sowie die demokratischen Fundamente der Europäischen Union zu stärken. Wir appellieren an alle EU-Bürger, ihr Wahlrecht wahrzunehmen und den rechts- und linksextremistischen Parteien eine Absage zu erteilen.

Die EU muss zu einer handlungsfähigen Politischen Union weiterentwickelt werden, die nach innen und nach außen über die Instrumente verfügt, um Frieden und Freiheit zu sichern. Dazu gehört eine Stärkung des Europäischen Parlamentes und die Verabschiedung eines Europäischen Volksgruppen- und Minderheitenrechtes, aber auch eine gemeinschaftliche Außen- und Verteidigungspolitik.

 

Im Jahr des 75. Bestehens unseres Grundgesetzes, der demokratischsten und freiheitlichsten Verfassung in der deutschen Geschichte gilt es, den Gefährdungen unserer Demokratie, die insbesondere durch Populismus, Propaganda und Polarisierung bestehen, entschieden entgegenzutreten sowie den gemeinsamen demokratischen Grundkonsens zu bewahren und in die Zukunft zu führen.

 

 

Wir Sudetendeutschen wollen bei der Erreichung dieser Ziele eng und vertrauensvoll mit dem tschechischen Volk zusammenarbeiten. Von besonderer Bedeutung sind für uns dabei der Ausbau der politischen Bildungsarbeit, wie sie auf unserer Bildungsstätte "Heiligenhof" erfolgt, ein breit angelegter Austausch zwischen Tschechen und Deutschen, wie ihn unsere Volksgruppe, insbesondere auch unsere Jugend, nachhaltig betreibt, und die Fortsetzung unserer auf Verständigung ausgerichteten Politik, die in dem Motto des nächsten Sudetendeutschen Tages, "Sudetendeutsche und Tschechen - miteinander für Europa", zum Ausdruck kommt.